Abzinsung einer unverzinslichen Verbindlichkeit

Eine bislang unverzinsliche Darlehensverbindlichkeit ist auch dann gewinnerhöhend abzuzinsen, wenn zwar noch vor dem Bilanzstichtag eine Verzinsung vereinbart wird, die Verzinslichkeit aber erst ab dem 1.1. des Folgejahres gelten soll.

Streitfall: Eine GmbH hatte ein Darlehen von ihrem Gesellschafter in Höhe von 750.000 € erhalten, das unverzinslich war und für das keine bestimmte Laufzeit vereinbart worden war. Im November 2010 vereinbarte sie mit Wirkung ab 01.01.2011 einen Zinssatz von 3,5 %.

Entscheidung: Das FG bestätigte den Abzinsungsgewinn von 372.750 € zum 31.12.2010:

Als wertbegründende Tatsache wird auch die Vereinbarung der Verzinslichkeit nach dem Bilanzstichtag angesehen, selbst wenn die Verzinsung rückwirkend vor dem Bilanzstichtag gelten soll. Wird hingegen nach dem Bilanzstichtag die Unverzinslichkeit des bislang verzinslichen Darlehens vereinbart, führt dies erst zum folgenden Bilanzstichtag zu einem Abzinsungsgewinn.
Die Verzinsung für die Zukunft stellt damit eine sog. wertbegründende Tatsache dar, die nur für das Folgejahr gilt. Allein die Vereinbarung vor dem Bilanzstichtag genügt nicht, wenn der Zinszeitraum erst nach dem Bilanzstichtag beginnen soll.

Hinweis: Wird keine bestimmte Laufzeit vereinbart, geht die Rechtsprechung von einer Restlaufzeit von 12 Jahren aus und wendet den gesetzlichen Zinssatz von 5,5 % gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 3 EStG an. Auf diese Weise ergeben sich ein Abzinsungsfaktor von 0,503 und damit ein Abzinsungsgewinn von ca. 50 %. Um dies zu verhindern, ist die Vereinbarung eines Niedrigzinssatzes sinnvoll.

Quelle: FG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 10.02.2016 - 11 K 12058/13