Social Media sinnvoll nutzen

Facebook und Co. gewinnen im Marketing zunehmend an Bedeutung. Sie bieten vielfältige Möglichkeiten der Akquise und Kontaktpflege. Auch Buchhalter können davon profitieren, wenn sie gezielt vorgehen.

Immer mehr Unternehmen setzen auf Social Media. Was einst als Marketing-Revolution galt, ist heute in der breiten Wirtschaft angekommen. Laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom nutzten 2015 bereits drei Viertel aller Unternehmen in Deutschland soziale Netzwerke für ihre Kommunikationsaktivitäten.

Social Media sinnvoll nutzen

Die Firmen schätzen Facebook, Twitter und Co. als moderne Networking-Plattformen, mit denen sie den Kontakt zu bestehenden und potenziellen Kunden pflegen. Selbstständige Buchhalter hingegen sind beim Einsatz von sozialen Medien deutlich verhaltener als der Durchschnitt der Unternehmen. Nur 25 Prozent nutzen nach der aktuellen Buchhalterstudie von Agenda Social-Media-Kanäle für ihr Business. Dabei bieten die Netzwerke lohnende Möglichkeiten zur Mandantenansprache. Wer es clever anstellt, kann auf sich aufmerksam machen und das Geschäft ankurbeln. Buchhalter sollten das Thema Soziale Netzwerke systematisch angehen und mögliche Potenziale ausloten.

Aktivitäten richtig planen

Ein Einstieg ins Social-Media-Marketing will gut überlegt sein. Der professionelle Betrieb eines eigenen Firmenauftritts erfordert ein Mindestmaß an Zeit und Geld. Wer einfach drauflos experimentiert, verzettelt sich schnell und schießt womöglich am Ziel vorbei. Im Vorfeld sollten Sie immer prüfen, mit welchen Mitteln Sie die gewünschte Wirkung erreichen können und ob eine kontinuierliche Pflege des Auftritts gewährleistet ist. Damit sich der Einsatz am Ende auch rentiert, sollten Sie strukturiert vorgehen.

Bedarf analysieren

Jedes Kommunikationsprojekt setzt eine klare Zieldefinition voraus. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit und überlegen Sie, welche Ziele Sie erreichen wollen und welche Ihnen am wichtigsten sind. Vergegenwärtigen Sie sich, dass Sie mit sozialen Netzwerken nicht nur eigene Botschaften verbreiten, sondern sich auch mit anderen Usern zu verschiedenen Themen austauschen können. Auf welche Weise wollen Sie diese Eigenschaften nutzen? Geht es Ihnen eher um Mandantenbindung oder Neukundengewinnung? Wie wollen Sie am Markt wahrgenommen werden? Wie viele Kontakte wollen Sie mindestens generieren? Was müssen Sie bis wann erreichen, damit das Projekt ein Erfolg war? Nach einer ersten Testphase von etwa einem halben Jahr sollten Sie die erzielten Ergebnisse mit den definierten Zielen abgleichen und Ihre Vorgehensweise nachjustieren.

Passendes Medium auswählen

Nicht jedes soziale Medium ist für das Marketing gleich gut geeignet. Prüfen Sie vorab, mit welchem Kanal Sie Ihre Ziele am besten erreichen können. Sogenannte „Business-Netzwerke“ eröffnen viele Möglichkeiten, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen oder sich potenziellen Auftraggebern zu präsentieren. Vielversprechend für Buchhalter sind die Plattformen von Xing und LinkedIn. Hier haben 2015 in Deutschland etwa sechs Millionen (Xing) bzw. rund fünf Millionen (LinkedIn) Berufstätige und Unternehmen ihr Profil hinterlegt. Man kann gezielt nach Suchbegriffen recherchieren, Beiträge kommentieren oder an Diskussionen in Fachgruppen teilnehmen – wie etwa in der Xing-Gruppe „Buchhaltung ist mehr“.

Auch der Aufbau eines Facebook-Auftritts kann sinnvoll sein. Die Plattform hat von allen Netzwerken in Deutschland mit rund 28 Millionen Usern (2015) die potenziell größte Reichweite. Hier gibt es viele Möglichkeiten für das Networking und den fachlichen Austausch, so wie beispielsweise auf der Facebook-Präsenz der „Buchhalterseite“. Vergleichbar mit Facebook ist die Plattform Google+, die mit etwa 15 Millionen Nutzern in Deutschland eine gute Alternative zum Marktführer darstellt.

Twitter mit knapp vier Millionen Usern eignet sich besonders dann, wenn man News-Streams von Unternehmen, Verbänden oder Fachmedien mitverfolgen möchte. Oder man will selbst als Experte in Sachen Rechnungswesen in Erscheinung treten. Die Video-Plattform YouTube ist mit ihren rund vier Millionen aktiven Nutzern in Deutschland für die meisten selbstständigen Buchhalter nur bedingt nutzbar. Die regelmäßige Erstellung professionell wirkender Videoclips ist vergleichsweise aufwändig. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl spezieller sozialer Netzwerke, die je nach Kommunikationsziel für Buchhalter interessant sein können. Dazu gehören etwa Internetforen wie Rechnungswesenforum.de und Rechnungswesen-Portal.de oder Dienstleister-Bewertungsportale wie KennstDuEinen.de oder Bewertet.de.

Wer sich bei der Auswahl der richtigen Plattform unsicher ist, sollte sich die Social-Media-Kanäle bestehender Geschäftskontakte ansehen. Sie lassen sich gut als Ausgangspunkt für den eigenen Netzwerkaufbau nutzen und können mit ihren Kontakten gegebenenfalls für eine angemessene Reichweite in der Anfangsphase sorgen.

Kontinuität wahren

Beim Einsatz von Sozialen Medien stellt sich der Erfolg nicht über Nacht ein. Zunächst gilt es, sich einen Grundstock an Kontakten aufzubauen. Für die ersten Anfragen eignen sich vor allem Nutzer, die Sie bereits kennen. Das können etwa Geschäftspartner, Freunde oder Vereinskameraden sein. Sobald Ihnen die ersten User folgen, können Sie deren Mitgliederlisten nach lohnenden Kontakten durchstöbern. Nehmen Sie sich dafür am besten zweimal in der Woche eine halbe Stunde Zeit, dann stehen Sie nach wenigen Monaten nicht mehr wie ein Neuling da. Nicht nur der Kontaktaufbau ist wichtig, sondern vor allem auch die Kontaktpflege. Zeigen Sie regelmäßig Flagge, versorgen Sie Ihr Netzwerk mit lesenswerten Informationen, sagen Sie Ihre Meinung und antworten Sie auf Kommentare. Setzen Sie sich dafür ein Zeitlimit, damit Ihr Social-Media-Engagement nicht zum Zeitkiller wird. 15 Minuten pro Tag können ausreichen, um im Netzwerk angemessene Präsenz zu zeigen.

Trumpfkarte Nutzwert

Durch die Sozialen Medien flutet täglich eine Welle belangloser Informationen. Wer etwas Neues und Nützliches zu sagen hat, zieht damit eine erhöhte Aufmerksamkeit auf sich. Positionieren Sie sich als Experte Ihres Fachgebietes und posten Sie möglichst Beiträge, die für Ihre Leser einen Service bieten. Berichten Sie von Ihrer Praxiserfahrung mit neuen Gesetzen, Verwaltungsanweisungen oder Urteilen. Geben Sie Tipps für das Unternehmensmanagement, das Mahnwesen oder die Lohn- und Gehaltsabrechnung. Und vor allem: Lassen Sie den Informationsfluss nicht abreißen. Ein nicht regelmäßig gepflegter Social-Media-Auftritt macht keinen guten Eindruck und verfehlt die beabsichtigte Wirkung.

Fazit

Der Einsatz von Sozialen Medien kann sich für selbstständige Buchhalter lohnen. Voraussetzung sind jedoch ein schlüssiges Konzept und ausreichend Zeitressourcen. Nur so können Sie gewährleisten, dass Sie nachhaltig agieren und in Ihrem Netzwerk als kompetenter Ansprechpartner für das Rechnungswesen wahrgenommen werden. Es empfiehlt sich, zunächst Erfahrungen mit einem Netzwerk zu sammeln und es konsequent auszubauen. Wenn nach der Testphase das Ergebnis stimmt und Sie noch freie Kapazitäten haben, können Sie weitere Social-Media-Kanäle in Angriff nehmen.

Tina Weinmayer

Tina Weinmayer, Bilanzbuchhalterin

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